Von Schafen und Sturköpfen:
Die Transhumanz im Schnalstal
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Von Schafen und Sturköpfen: Die Transhumanz im Schnalstal

Den Schnalstalern wird nachgesagt, regelrechte Sturköpfe zu sein. Ob das damit zusammenhängt, dass die Leute seit Jahrhunderten von und mit der Schafzucht leben. Oder ist es gar so? Dass sich so mancher „sture Bock“ seinen Dickschädel von den Menschen abgeschaut hat? So genau lässt sich da wohl nicht sagen. Aber eines ist gewiss: Die Eigenwilligkeit der Schnalstaler (und -innen) hat Tradition und betrifft jetzt im Spätsommer genau diese. Beim traditionellen Trieb der Schnalser Schafe über den Gletscher nach Österreich und wieder retour gibt es zwei „Lager“, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen. 

Eine Tradition: Der Schnalser Sturkopf

Zum einen sind da die „Niedertoler“, die mit ihren Tieren von Vernagt über das Tisental und die Similaunhütte, das Niederjoch und der Martin-Busch-Hütte ins Niedertal nach Vent gehen. Und dann gibt es die „Rofenberger“, welche von Kurzras über die Schutzhütte „Schöne Aussicht“ über das Hochjoch und das Hochjoch-Hospiz nach Rofenberg nach Vent marschieren. Ihr habt es erraten: Da wird seit Generationen diskutiert, ja mitunter sogar leidenschaftlich gestritten, welcher nun der bessere, der „richtige“ Weg sei. Und jetzt im Spätsommer wird es wieder spannend: Die Niedertoler und die Rofenberger kehren zwar am selben Wochenende heim, gefeiert wird aber separat: In Vernagt am Samstag und in Kurzras am Sonntag. Das freut die zahlreichen Besucher natürlich. Denn doppelt feiert es sich besser. 

UNESCO Kulturerbe seit 2019

Einen Tag gab es, und das ist noch nicht allzu lange her, da sind sich die Rofenberger und die Niedertoler gegenseitig in die Arme gefallen. Nie im Leben würden sie das heute zugeben, aber als bekannt wurde, dass die UNESCO im fernen Bogotá entschieden hatte, die Transhumanz, wie man unseren Schaftrieb auch nennt, in die Liste der immateriellen Kulturgüter aufzunehmen, herrschte pure Glückseligkeit und Einigkeit unter allen Schnalser Schafbauern. Jetzt fällt mir auf, dass ich erzähle und erzähle und dabei ganz vergessen habe, zu erklären. Weil ich und meine Leute meinen immer, dass sowieso jeder weiß, was genau die Transhumanz ist und was sie so besonders macht. Aber hier nochmal von vorne: Die Transhumanz zählt zu den ältesten Schafübertrieben des gesamten Alpenraumes. Die  Weiderechte der Schnalser Bauern im österreichischen Ötztal sind bereits über tausend (!) Jahre alt. Das Besondere an der Transhumanz ist, dass der Schafübertrieb im Schnalstal der Einzige ist, der über einen Gletscher und eine Ländergrenze führt. Drei- bis viertausend Schafe und auch einige Ziegen überwinden gemeinsam mit den Hirten, Besitzern und vielen weiteren Helfern bis zu über 44 Kilometer in zwei Tagen. Vom Hinweg im Juni erzählen wir euch ein anderes Mal, aber jetzt im September ist es bei Einheimischen und Gästen äußerst beliebt, den Schafen auf ihrem Heimweg ein Stück entgegenzugehen. Wer in dieser Zeit ein Zimmerchen in der Region ergattern will, sollte früh genug dran sein. Mit ganz viel Glück nächtigt man am Oberraindlhof im Zimmer „Transhumanz“, das durch und durch eine Hommage an dieses lebendige Stück Kulturgeschichte ist. Schaut es euch doch gleich einmal an! 

Die lange Reise