Warum es den Oberraindlhof
zu Weihnachten zweimal gibt
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Warum es den Oberraindlhof zu Weihnachten zweimal gibt


„Norrat“, also närrisch, nannte Andrea die Krippele-Bastler vom Katharinaberg. Warum sich ansonsten so anständige Leute für Wochen in einen Kellerraum zurückzogen und oft erst weit nach Mitternacht wieder nach Hause kamen, konnte sie nicht verstehen. Natürlich, ein Hobby ist ja gut und recht und der Glauben an den Herrgott und sein Himmelreich auch. Aber was die Mitglieder des Krippenbauvereins da so trieben, war unserer Andrea einfach nicht ganz geheuer. Ihr ahnt es bestimmt, wie in jeder guten Geschichte musste jetzt eine Wendung kommen. Und die ging so: 

Weinseligkeit und eine folgenreiche Einsicht

Unsere Hofleute saßen eines Abends bei einem Glas Wein beisammen und sinnierten über dies und das. Und irgendwie, keiner weiß mehr ganz genau, warum, kam die Sprache auf die Tradition der Weihnachtskrippe. Man muss wissen, dass diese hier bei uns in Südtirol einen ganz besonderen Stellenwert hat. Je nach Platz und Geldbeutel gibt es in jedem Daheim, auf jedem Hof, ein kleines, handgeschnitztes Krippele mit der heiligen Kernfamilie oder das ganz große, orientalische Krippenkino mit Wüstenlandschaft und Kamelen und Wasserträgern und allerlei Erstaunlichem. Oder etwas dazwischen. Aber dass es gar keine Krippe gibt, das kommt so gut wie nie vor. Außer … Genau! Bei uns am Oberraindlhof. Andrea war entsetzt. Ungläubig schaute sie ihren Schwiegervater Helmuth an und staunte nicht schlecht, als der meinte, dass es gaaaanz früher wohl schon mal eine Krippe gegeben hätte, eine aus Papier, aber die sei im Laufe der Zeit, wahrscheinlich beim letzten Umbau irgendwie verloren gegangen. Andrea musste schlucken. Und sich noch ein Gläschen Wein einschenken. Das war schon ein starkes Stück: Der Oberraindlhof hatte keine Krippe und keinem war es so richtig aufgefallen. 

Andrea hat eine Eingebung

Der Zufall ist ein unberechenbarer Geselle. Oder hatte am Ende doch das Schicksal seine Finger im Spiel? Jedenfalls dauerte es nicht besonders lange, als der Andrea der Whatsapp-Status des Nachbarn ins Auge stach: „Krippenbaukurs im Schnalstal beginnt bald“, stand da. Wie ein Blitzschlag traf es die Andrea und urplötzlich wusste sie: Sie würde eine Krippe bauen. Aber nicht irgendeine. Der Oberraindlhof musste es sein. Als 1 zu 1 Modell. Haargenau so, wie er zu Helmuths Kindertagen ausgeschaut hat. Es kam wie es kommen musste: Kurz darauf marschierte eine äußerst entschlossene und zu allem bereite Andrea runter in den Keller der Krippenbaufreunde Katharinaberg. Dann gings los, das könnt ihr glauben! Jede freie Minute feilte Andrea an ihrer Krippe. Immer im Blick: Ein altes Schwarz-Weiß-Foto vom Oberraindlhof. Und auch, wenn sie dafür von den erfahrenen Krippelebauherren ein wenig schief angeschaut wurde, mussten diese am Ende neidlos zugeben, dass sie ziemlich gut gelungen war, die Miniatur-Version. 

Doppelt hält besser: Der Oberraindlhof als Krippe

Ein wenig müde und erschöpft war unsere Andrea schon, schließlich ist das Krippenbauen eine Kunst. Aber am Ende hatte sie jede Menge gelernt. Zum Beispiel, wo man im Wald die besten Baumaterialien findet, wie das mit der Maßstabstreue genau funktioniert und, dass es auf jedes noch so kleine Detail ankommt. Dann war es so weit: Die Krippenfreunde präsentierten auf einer Ausstellung ihre Werke und Andrea konnte ihrem Schwiegervater Helmuth ihr Meisterstück übergeben. Seither gibt es den Oberraindlhof zweimal. Bis zu „Lichtmess“ am 2. Februar kann man die Oberraindlhof-Krippe im Oberraindlhof bestaunen. Ob sie ein weiteres Mal so „norrat“ wird und noch eine Krippe baut, unsere liebe Andrea? Wohl eher nicht. Man soll ja nicht übermütig werden.  

Wie die Krippe entstanden ist